Gastvortrag aus Münster
„Kommunikationsguerilla als subversive Medienkritik“
Am Mittwoch den 17.01.2024 um 17:15 Uhr findet im Hörsaal 382 ein Gastvortrag von Dr. Stephan Görland (Universität Münster) statt. Der Vortrag findet im Rahmen der Lehrveranstaltung „Make your own media – Podcasts als alternative Medienproduktion“ von Dr.in Ricarda Drüeke statt.
Kommunikationsguerilla als subversive Medienkritik
Die Utopie hat es schwer. Der Parlamentarismus und Kapitalismus haben mit ihren Versprechungen den Siegeszug durch die westliche Hemisphäre angetreten. Um sich der Utopie wieder zu nähern, muss dementsprechend erst die Basis hierfür geschaffen und altbekanntes Denken aufgebrochen werden. Der Vortrag soll das Verhältnis von der Utopie und Medien- und Kommunikationsguerilla aufzeigen.
Abstract:
Medien- und Kommunikationsguerilla ist eine handlungstheoretische Strategie der Medienaneignung. Die Medien sind bei dieser Aneignung weniger Ausgangspunkt als Ort der Vermittlung und Auseinandersetzung. Nützliche Helfer im Spiel um Verfremdung und Entstellung kultureller Codes. Und somit Bühne. Medienguerillas kapern die (Medien-)Logik, indem sie die Symbolik der Macht nicht entwenden, sondern semiotisch umdeuten. Schon Roland Barthes hinterfragte 1971: »Ist die beste Subversion nicht die, die Codes zu entstellen, statt sie zu zerstören?« Der Guerillero entwendet also die altbekannten Codes, ruft Verwirrung hervor und stellt sie mit etwas anderem in Verbindung. Das kann das verfremdete Wahlplakat einer Partei sein, die umgedeutete Werbung eines Großkonzerns, oder die medial gefakte Pressekonferenz. So z.B. die Aktivistengruppe »The Yes Men«, die es schafften, das Augenmerkt wieder auf eine längt vergessene Industriekatastrophe zu lenken.
Durch Infragestellung der Legitimität der Macht – und das ist es, was Medien- und Kommunikationsguerilla macht – können die erforderliche Räume, in denen die Utopien gedeihen, wieder hergestellt werden. Kommunikations- und Medienguerilla nennt diese Utopien nicht konkret sondern lädt, und das ist der große Unterschied zu anderen Vermittlungs- wegen, selbst zum Nachdenken an. Der systematisch hergestellt Bruch in der Wahrnehmung wird zum Bruch der Kontingenz der Verhältnisse, des Bekannten – und ist somit die Abstraktionsleistung des Rezipienten und die Öffnung dessen für die eigene Utopie.
Weitere Informationen zum Vortragenden: https://www.uni-muenster.de/Kowi/personen/stephan-goerland.shtml