Josef Trappel bei ORF III Aktuell
In einer aktuellen Diskussion auf ORF III beleuchtete Prof. Josef Trappel, Professor für Medienpolitik und Medienöonomie an der Universität Salzburg, die kritische Rolle der Medienförderung in Österreich. Die anstehenden Reformen in diesem Bereich werfen viele Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der Zukunft der heimischen Medienlandschaft.
Medienförderung
Prof. Trappel machte deutlich, dass die Medienförderung ein integraler Bestandteil der österreichischen Medienstruktur ist. Besonders kleine und unabhängige Medienhäuser sind auf staatliche Unterstützung angewiesen, um qualitativ hochwertigen Journalismus zu sichern. Der mögliche Abbau oder Umbau von Förderungen könnte dramatische Folgen haben:
- Presseförderung: Seit über fünf Jahrzehnten existiert die klassische Presseförderung, die jedoch nur einen kleinen Teil des Budgets ausmacht.
- Digitalförderung und Qualitätsförderung: Diese neueren Fördermodelle haben einen größeren finanziellen Umfang und sind essenziell für die Transformation der Medienbranche. Ein Rückgang könnte den Übergang zu digitalen Formaten erschweren.
ORF und Haushaltsabgabe: Kein klassisches Fördermodell
Trappel betonte, dass die Haushaltsabgabe für den ORF keine Subvention, sondern ein Entgelt für gesetzliche Leistungen ist. Kürzungen in diesem Bereich würden schwerwiegende Konsequenzen für die öffentliche Medienversorgung haben.
Online-Medien: Österreich im europäischen Vergleich
Ein weiteres Thema war die Rolle der Online-Medien. Während in anderen europäischen Ländern erfolgreiche, unabhängige Online-Medien existieren, sind diese in Österreich meist Ableger etablierter Medienhäuser wie dem ORF oder Der Standard. Parteinahe Online-Medien existieren, adressieren jedoch selten das breite Publikum. Österreich bleibt somit eine Ausnahme in der europäischen Medienlandschaft.
Inserate: Politische Einflussnahme reduzieren
Mit rund 200 Millionen Euro jährlich sind staatliche Inserate ein erheblicher finanzieller Faktor für viele Medienhäuser. Prof. Trappel sieht hierin den größten medienpolitischen Hebel:
- Inserate als Machtinstrument: Der staatliche Werbedruck hat in der Vergangenheit oft politische Einflussnahme ermöglicht.
- Lösungsvorschlag: Transparente Vergaberichtlinien und eine Umwidmung der Gelder in reguläre Fördermodelle könnten die Unabhängigkeit der Medien stärken.
Unabhängigkeit der Medien: Europäische Standards und Herausforderungen
Die Sicherung der redaktionellen Unabhängigkeit ist nicht nur eine nationale Herausforderung. Der European Media Freedom Act, der seit 2024 in Kraft ist, setzt strikte Vorgaben für EU-Mitgliedstaaten, um die Unabhängigkeit der Medien zu gewährleisten. Österreich muss sich hier an internationalen Standards messen lassen.
Best Practices: Ein Blick nach Skandinavien
Prof. Trappel verwies auf Länder wie Finnland, Schweden und Norwegen, die mit klar strukturierten Modellen die Medienvielfalt sichern. Auch die Niederlande und Irland bieten Vorbilder, von denen Österreich lernen könnte.
Zur Sendung (und Quelle): https://on.orf.at/video/14260463/15805097/koalitionsverhandlungen-kleine-unstimmigkeiten